Rollenspiel: Aschenputtel

Einem reichen Mann war die Frau gestorben und hatte ihn mit seiner Tochter allein zurückgelassen. Im nächsten Jahr heiratete der Mann eine andere Frau, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte. Die beiden waren schön, aber sie waren böse zu ihrer Stiefschwester. Sie nahmen ihr die schönen Kleider weg und schickten sie in die Küche. Dort musste sie den ganzen Tag von früh bis spät schwer arbeiten und abends neben dem Herd schlafen. Von den bösen Schwestern wurde sie noch verspottet und «Aschenputtel» genannt. Jeden Tag ging die Arme zum Grab ihrer Mutter und weinte dort. Sie hatte ein Bäumchen auf das Grab gepflanzt, darauf setzte sich immer ein weiβes Vögelchen und tröstete sie.

Einmal wollte der König des Landes ein groβes Fest geben, das drei Tage dauern sollte. Sein Sohn sollte sich nämlich eine Braut suchen. Darum wurden alle hübschen Mädchen im Land eingeladen, auch die beiden Stiefschwestern. Sie lieβen sich von Aschenputtel die Schuhe putzen und die Haare kämmen. Aschenputtel weinte, denn sie wollte auch gern mit zum Tanz gehen, und bat die Stiefmutter um Erlaubnis. Sie antwortete: «Du bist ja voll Staub und Schmutz, du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen?» Und sie nahm eine Schüssel Linsen und schüttete sie in die Herdasche. «Wenn du die Linsen in zwei Stunden ausgelesen hast, darfst du mitgehen!» Da ging Aschenputtel in den Garten und rief die Tauben, und alle Tauben und die anderen Vögel kamen und halfen ihr die Körner aus der Asche picken. Das Mädchen befahl:
«Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.»
In einer Stunde waren sie fertig und Aschenputtel glaubte, sie könne jetzt zum Fest gehen. Aber die Stiefmutter gab ihr eine neue Aufgabe: sie sollte in einer Stunde zwei Schüsseln voll Linsen aus der Asche lesen. Wieder halfen ihr die Vögel, so dass sie in einer halben Stunde fertig war. Aber die Stiefmutter nahm sie trotzdem nicht mit zum Fest.

Da ging Aschenputtel zum Grab der Mutter und sagte zu dem Bäumchen: Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich!» Und der Vogel warf ihr ein goldenes Kleid und silberne Schuhe herunter. So ging sie zum fest, und niemand erkannte sie. Der Königssohn tanzte immer mit ihr, bis spät am Abend das Mädchen plötlich verschwand. Aschenputtel lief schnell nach Haus, legte die schönen Kleider wieder auf das Grab und setzte sich im grauen Kittel an den Herd.

Auch am zweiten und dritten Tag besuchte Aschenputtel in immer schöneren Kleidern heimlich das Fest und verschwand immer abends so schnell, dass der Prinz nicht folgen konnte. Am dritten Abend aber verlor sie ihren kleinen goldenen Schuh. Der Prinz hob ihn auf und sagte: «Ich werde das Mädchen heiraten, dem dieser Schuh gehört, und keine andere.» Und er suchte nun die Besitzerin des Schuhes. Auch Aschenputtels Stiefschwestern probierten den Schuh an. Die ältere kam mit den Fuβ nicht hinein, da schnitt sie ihre groβe Zehe ab. Nun passte der Schuh, und der Prinz hob sie als Braut auf sein Pferd. Als sie am Grab von Aschenputtels Mutter vorbeikamen, saβen dort zwei Täubchen und riefen: «Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh, Der Schuh ist zu klein, Die rechte Braut sitzt noch daheim.» Da sah der Prinz das Blut im Schuh und kehrte um. Die zweite Schwester musste den Schuh anziehen, aber auch ihr war der Schuh zu klein. Darum schnitt sie ein Stück von der Ferse ab. Der Königssohn merkte zuerst nichts, aber wieder sagten die Täubchen ihren Spruch, wieder kehrte der Prinz um. «Habt ihr keine andere Tochter?» fragte er. «Nur das kleine, schmutzige Aschenputtel», sagte die Mutter, «das kann nicht die richtige Braut sein!» Trotzdem musste Aschenputtel kommen und den Schuh probieren – und wirklich: er passte wie angegossen! Da erkannte der Prinz seine schöne Tänzerin und rief: «Das ist die rechte Braut!» Er hob sie auf sein Pferd und ritt mit ihr zum Schloβ. So wurde Aschenputtel Königin.



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